Am 17. April 2012 hält Anders B. Breivik vor dem Osloer Amtsgericht eine Rede. Der 77-fache Mörder erläutert seine Taten, bekundet seine Verbundenheit zu Al-Qaida, zum schweizerischen Minarettverbot, zur deutschen NSU und skizziert seine Theorie des Untergangs Europas durch Einwanderung und Multikulturalismus. Die Aussagen wurden nicht im Fernsehen übertragen und für die Öffentlichkeit gesperrt. In Milo Raus «Breiviks Erklärung» gemäss den Aufzeichnungen eines norwegischen Reporters spricht die deutsch-türkische Schauspielerin Sascha Ö. Soydan als Anders B. Breivik.
«Wenn man ein solches Dokument in seiner Gesamtheit sieht und hört, im Rahmen einer inszenierten Öffentlichkeit, so ist man plötzlich erstaunt über seine Komplexität, seine Bedeutungsfülle, seine Fremdartigkeit. Denn was bei ‹Breiviks Erklärung› der Öffentlichkeit zugemutet werden muss, ist die beklemmende, die zwingende Unlogik der darin enthaltenen Argumentation – eines rechtsnationalen common sense, der seinerseits ja ein offenes, immer wieder ausgesprochenes Geheimnis ist.» (Milo Rau)
Der Schweizer Regisseur Milo Rau gehört mit seinen Reenactments zu den bekanntesten Vertretern des dokumentarischen Theaters. Sein Stück «Hate Radio» wurde im Mai 2012 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und war in der Kaserne Basel zu Gast. Im Rahmen von «Real Places» unternimmt er am 17. April zusammen mit interessierten Zuschauern eine Exkursion ins Strafgericht Basel.
Schweizer Erstaufführung
Fr 19. April, 18:00 Uhr
Gare du Nord
(im Badischen Bahnhof)
Schwarzwaldallee 200
4058 Basel
Dauer: ca. 1½ Stunden, anschliessend Diskussion mit Milo Rau, Sascha Ö. Soydan und Boris Groys
Schweiz, Deutschland
Mit: Sascha Ö. Soydan
Konzept und Regie: Milo Rau
Recherche: Tobias Rentzsch
Ausstattung: Anton Lukas
Video: Markus Tomsche
Ton: Jens Baudisch
Produktion:
IIPM International Institute of Political Murder
Produktionsleitung:
Mascha Euchner-Martinez
Foto: IIPM